Stolpersteinverlegung in Gemünden

Am 27. Oktober 2021 wurden in Gemünden zwei neue Stolpersteine verlegt. Die Patenschaften übernahm unser Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft (KRASS). 16 Nachfahren der einst in Gemünden ansässigen jüdischen Familien Kahn und Weinberg waren für die Verlegung extra aus den USA und Israel angereist.

Bereits 2015 waren Schülerinnen und Schüler eines P-Seminars  zum Thema „Stolpersteine“ auf das Schicksal von Arthur Kahn und Nathan Weinberg gestoßen. Arthur Kahn gilt als eines der ersten Opfer des Nationalsozialismus in unserer Region. Bereits 1933 war er in Dachau erschossen worden. Das Schicksal des 21-jährigen Medizinstudenten war wohl gerade auch deshalb mehrfach Thema wissenschaftlicher Aufsätze und journalistischer Beiträge.

Die Geschichte des kleinen Nathan Weinberg war in Gemünden indes fast schon in Vergessenheit geraten. Zwar war für seine Mutter, Fanny Weinberg (Arthurs Schwester), bereits 2009 ein Stolperstein in der Obertorstraße verlegt worden; dass sie 1941 aber gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Nathan nach Minsk deportiert und dort getötet worden war, war nicht mehr bekannt. Auf diese Information stießen unsere Schülerinnen und Schüler erst im Rahmen ihrer eigenen Recherchen wieder. Zur Erinnerung an den kleinen Nathan hatte KRASS bereits 2019 einen Kinderrucksack aus Beton für den städtischen „DenkOrt Deportation“ gestiftet.

Zur Stolpersteinverlegung am 27. Oktober 2021, waren etwa 70 Personen erschienen. Schülerinnen und Schüler unserer KRASS-Gruppe trugen die wichtigsten Informationen zu Arthur Kahn und seinem kleinen Neffen Nathan Weinberg auf Deutsch und Englisch vor, damit auch die weit angereisten Nachfahren der Familie verstehen konnten, was gesprochen wurde. Unser Chor unter Leitung von Michael Albert sorgte für eine würdevolle musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Und natürlich ergriffen auch die Nachfahren mehrfach das Wort: So trug etwa Felice Miryam Kahn Zisken, die Nichte Arthur Kahns, Gedichte vor, in denen sie sich mit der traurigen Geschichte ihrer Familie befasste.

Ebenso bewegend war auch der abschließende Beitrag von Mattie Kahn, Arthurs Großnichte, die die Verlegung der beiden Stolpersteine nicht nur initiiert, sondern auch den Besuch der 15 Familienmitglieder vor Ort organisiert hatte. So sagte sie u.a.: „I do this because I feel called to remind the world that Arthur existed—that he was a person who had so much to offer. I do this because I know that there are millions of people who have no one left to do it for them.“