Ein Mann und 28 Rollen – Tino Leo zu Gast am FLG

Tino Leo

Die siebten und achten Klassen des Friedrich-List-Gymnasiums sitzen Mitte April wie gebannt in der Mehrzweckhalle. Sie kennen das Nibelungenlied aus dem Unterricht, aber lebendig wird es erst hier. Bereits seit 2011 spielt Tino Leo, Schauspieler, Sprecher, Autor, Coach und Direktor der Schauspielschule Mainz, sein Stück „Die Nibelungen“, in dem das Leben und das Ende von Siegfried, Drachentöter, Held und fast unverwundbarem Krieger, lebendig wird – und wie: Tino Leo brilliert in den 14 Rollen, die er aus dem Nibelungenlied ausgewählt hat.

Requisiten: Vier Stellwände, darauf acht Silhouetten, die im Laufe der gut 45 Minuten gefüllt werden, mit dem Stift und mit Schauspiel. Grandios. Nicht nur während der Aufführung, auch im folgenden Gespräch kann man beobachten, wie professionell Tino Leo agiert. Das Stück, wie auch das Gespräch, sind so getaktet und rhythmisiert, dass keinerlei Längen entstehen – das muss ihm erst mal jemand nachmachen.

Spaß- und Schlüsselmomente der One-Man-Show

Das zweite Stück an diesem Morgen beinhaltet nicht so viele Lacher, dafür aber viele bedeutende Momente, ein Schauspiel, wieder für eine Person, jetzt in 10 Rollen, über die Revolution von 1848 und die Paulskirchenversammlung, also dem ersten gesamtdeutschen Parlament und der ersten gesamtdeutschen Verfassung, die dort entstand. „Einigkeit und Recht und Freiheit“, lautet der Titel, „Histotainment“ nennt der Autor das Konzept. Zum 117. Mal spielte das Tino Leo heute vor Schülerinnen und Schülern, jetzt der 11. und 12. Jahrgangsstufe, er hat es auch schon vor dem Bundespräsidenten gespielt. Die Jugendlichen kennen die Thematik aus dem Geschichtsunterricht, aber lebendig wird die Sache erneut erst durch die Dramatisierung: Tino Leo tobt und weint, lästert, lacht, verhöhnt, trauert und hinterfragt, auf der Bühne und auch im Publikum.

Feuerwerk des Rollenwechsels

Nach gut 45 Minuten endet auch dieses Feuerwerk des Rollenwechsels. Am Ende steht die erste gesamtdeutsche Verfassung aus dem Jahr 1849, deren Texte sich zum Teil heute noch in unserem Grundgesetz wiederfinden. Das und manches andere wird im anschließenden Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern klar. Auch, dass die Demokratie, also das gleichberechtigte Miteinander aller Menschen, schon immer erkämpft und verteidigt werden musste. Der Auftritt von Tino Leo wurde ermöglicht durch die großzügigen Spenden der Raiffeisenbank MSP und der Sparkasse Mainfranken.

Text & Foto: Christoph Althaus